HÄMATOM feiern die umjubelte Rückkehr in die Turbinenhalle Oberhausen im Rahmen ihrer „Liebe & Hass“ - Tour. Ein ausverkauftes Haus liegt den Industrial-NDH-Metallern zu Füßen. DYMYTRY im Vorprogramm überzeugen als Einpeitscher mit tollem Psy-Core

HÄMATOM haben Nachholbedarf. Das bisher letzte Gastspiel in Oberhausen datiert bereits aus dem Jahr 2018 und scheint mit Blick auf die seither mehr als turbulenten Jahre eine Ewigkeit her zu sein. Somit ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Turbinenhalle 2 an diesem Abend aus allen Nähten platzt und der Veranstalter schon vor Wochen „ausverkauft“ vermelden konnte. Bevor jedoch die Herren Thorsten „Nord“ Scharf (Gesang), Jacek „Ost“ Zyla (Gitarre), Peter „West“ Haag (Bass), sowie Frank „Süd“ Jooss (Schlagzeug) zu den Instrumenten greifen, ist die Bühne angerichtet für DYMYTRY, ihres Zeichens eine PSY-Core Band aus Prag, deren Shouter die Fans in akzentfreiem Deutsch begrüßt und immer wieder kleine Anekdoten zum Besten gibt.

DYMYTRY: Psy-Core zwischen Pyros und Biene Maja

Dazwischen gibt es krachende Beats und gefällige Melodien, immer wieder angeheizt von Stichflammen aus den dafür vorgesehenen Verbrennern jeweils rechts und links der Podeste, auf denen die Akteure wechselseitig posieren und sich den heißen Wind um die Nasen wehen lassen. Vielleicht erklärt dies auch die martialisch wirkenden Masken der sonst eher locker daherkommenden Männer aus der Tschechischen Hauptstadt. Das Highlight des Gigs liefert der furiose Drummer der Combo, der in mehr als 5 Minuten ein Feuerwerk seines Könnens abbrennt. Nach tollen 45 Minuten ist dann Schluss und – wie könnte es anders sein – verabschieden sich DYMYTRY zu den Klängen ihres weltbekannten Landsmanns Karel Gott und seiner „Biene Maja“. Ganz großes Kino!

HÄMATOM: Mal rotzfrech, ruppig, plakativ und tiefgründig

Der Umbau hinter dem bereits im vergangenen Jahr in Wacken zum Einsatz gekommenen Backdrop gestaltet sich etwas aufwändiger, zumal zunächst das DYMYTRY Equipment verpackt werden muss, bevor das HÄMATOM-Bühnenbild mit Porzellanhunden, Blumenkästen und Flatterband in Stellung gebracht werden kann. Als dann der Startschuss in Gestalt eines mächtigen Kanonenschlags fällt, gibt es kein Halten mehr. Ein Blick in die rappel volle Halle zeigt einen bunten Querschnitt durch alle Altergruppen, die sich nicht nur von der teilweise ruppigen Musik abholen lassen, sondern auch die gehaltvollen Texte der Band zu schätzen wissen, die zwischen rotzfrech, plakativ und tiefgründig alle Facetten ausloten. Zunächst dominieren die aggressiven Riffs zu hämmernden Schlagzeug-Beats, die die Turbinenhalle in ihren Grundfesten erschüttern. Ja, es ist „Zeit für neue Hymnen“, von denen HÄMATOM im Laufe ihrer Karriere bereits einige abgeliefert haben und dies an diesem Abend wieder eindrucksvoll unter Beweis stellen. Neben bewährtem Material schlagen die Songs des aktuellen Albums „Lang lebe der Hass“ ausdrücklich in dieselbe Kerbe und transportieren die Botschaft der Band, die sich seit je her das Streben nach Freiheit und den Kampf gegen Unterdrückung auf die Fahne geschrieben hat.

Dazwischen werden alle Gefühle der Spezies Mensch beleuchtet, ohne dass das Ganze banal oder abgedroschen wirken würde. Zur Mitte des Konzerts gibt es ein Wiedersehen mit DYMYTRYs Frontmann Alen „A.L.“ Ljubic, der zu einem Duett mit HÄMATOMs Thorsten Scharf nochmals aus der Garderobe kommt. Im weiteren Verlauf tanzen HÄMATOM noch auf dem Vulkan, verkünden süffisant, dass sie keine Band sind und lassen zu guter Letzt noch Bier regnen, bevor die Band mit „Leck Mich“ die Turbinenhalle unter minutenlangen Ovationen verlässt.

FAZIT: HÄMATOM sind live eine Macht, die ihre Fans auch an diesem Abend in der Turbinenhalle Oberhausen restlos begeistern können. Das nächste Gastspiel wird hoffentlich nicht lange auf sich warten lassen, die Liebe & Hass Tour ist bereits jetzt ein Meilenstein der Bandgeschichte und DYMYTRY als sympathische Einheizer komplettieren einen tollen Konzertabend, den man gegen nichts eintauschen möchte.